Häufig gestellte Fragen zu Antibiotika bei Erkältung:

Helfen Antibiotika bei Erkältung?

Nein. Antibiotika sind nur gegen Bakterien wirksam, eine Erkältung (genauso wie eine Grippe) wird jedoch von Viren verursacht. Nur wenn es zu einer Zweitinfektion (Superinfektion) mit Bakterien kommt, ist gegebenenfalls eine Antibiotika-Therapie zu empfehlen.

Welche Folgen hat die Einnahme von Antibiotika bei Erkältung?

Antibiotika nützen nicht gegen Erkältungsbeschwerden und verkürzen auch nicht die Dauer der Erkrankung. Allerdings können sie Nebenwirkungen wie Durchfall oder Hautausschlag hervorrufen. Zudem besteht die Gefahr, dass Bakterien mit der Zeit resistent (unempfindlich) gegen die Medikamente werden.2 

Welche Antibiotika kommen zum Einsatz?

Diese Entscheidung trifft der Arzt auf Grundlage seiner Diagnose, den festgestellten Erregern und anderen Faktoren (wie dem Alter des Patienten).

Warum helfen Antibiotika meist nicht bei Erkältung?


Ihre Erfindung war ein Meilenstein für die Medizin: Antibiotika gelten als wichtigste Waffe bei der Behandlung lebensbedrohlicher Erkrankungen wie einer Lungenentzündung oder Blutvergiftung. Die verschreibungspflichtigen Medikamente wirken gegen Bakterien. Bei einer Erkältung (grippaler Infekt) handelt es sich jedoch um eine Infektion mit Viren – und gegen diese sind Antibiotika machtlos. So ist etwa der Einsatz von Antibiotika bei Halsschmerzen oft nicht sinnvoll, da sie in etwa 80 % der Fälle durch Viren ausgelöst werden.3

Infografik: Antibiotika helfen meist nicht bei Halsschmerzen
  • Bakterien sind Lebewesen, die einen eigenen Stoffwechsel besitzen. Das bedeutet, dass sie sich ernähren, heranwachsen und selbst vermehren können. In diesen Prozess greifen Antibiotika gezielt ein, indem sie die lebenswichtigen Stoffwechselvorgänge blockieren oder die Vermehrung der Bakterien verhindern.  
  • Viren verfügen hingegen nicht über einen Stoffwechsel, sie bestehen nur aus Erbmaterial und einer Eiweißhülle. Sie bedienen sich für die Vermehrung einer Wirtszelle – beispielsweise die Zellen unserer Schleimhäute in den Atemwegen. Dadurch bieten sie Antibiotika keine Angriffspunkte. 

Es gibt auch Medikamente gegen Viren (Virostatika), sowie Impfungen (etwa die Grippeschutzimpfung). Diese helfen jedoch nur gegen einzelne Virenarten, bei einer Erkältung kommen allerdings mehr als 200 verschiedene Virenarten infrage.4 Am besten ist es daher, wenn das Immunsystem selbst mit den Krankheitserregern fertig wird und nur die Symptome mittels Medikamenten gelindert werden.

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Zu viele Antibiotika-Verordnungen bei Erkältungen


Obwohl eine Erkältung durch Viren ausgelöst wird, gegen die Antibiotika nicht wirken, verschreiben Ärzte diese noch immer vorbeugend, um bakterielle Superinfektionen zu vermeiden und die Erwartungen ihrer Patienten zu erfüllen. Die prophylaktische Verabreichung ist aber in den wenigsten Fällen sinnvoll, da die Wirksamkeit der Antibiotika zwingend an das Vorhandensein von Bakterien geknüpft ist.5

Langsam scheint daher auch ein Umdenken bei Ärzten einzusetzen. Laut Erhebungen der Techniker Krankenkasse hat 2008 noch mehr als jeder dritte Patient (38 Prozent), der wegen einer Erkältung krankgeschrieben war, ein Antibiotikum verschrieben bekommen, 2018 war es nur etwa jeder Fünfte (22 Prozent).6 Diesen Trend bestätigen auch Zahlen des Zentralinstituts für die kassenärztliche Versorgung in Deutschland: Während 2010 zulasten der gesetzlichen Krankenversicherung noch 562 Verordnungen über Antibiotika pro 1000 Versicherte ausgestellt wurden, waren es 2018 nur noch 446.7 

Unerwünschte Wirkungen beim Einsatz von Antibiotika bei Erkältung


Die Anwendung von Antibiotika muss von Ärzten gut abgewogen werden. Ein grippaler Infekt heilt meist ohne Probleme nach einigen Tagen von selbst aus. Bei Antibiotika können hingegen auch Nebenwirkungen auftreten. Denn die Arzneimittel unterscheiden nicht zwischen krankmachenden und nützlichen Krankheitserregern. Sie wirken auch gegen „gute Bakterien“. Daher kann die Einnahme von Antibiotika zu Magen-Darm-Beschwerden wie Durchfall und Übelkeit führen. Ebenso zählen Hautausschläge und bei Frauen Scheidenentzündungen oder Vaginalpilz zu möglichen Nebenwirkungen.8

Eine weitere Gefahr einer leichtfertigen Verschreibung, ohne dass eine bakterieller Infektionsursache vorliegt, besteht darin, dass Bakterien gegen Antibiotika widerstandsfähig werden. Mediziner sprechen auch von einer Antibiotika-Resistenz. Kommen Bakterien häufiger mit dem gleichen Antibiotikum in Kontakt, können sie sich diesem immer besser anpassen und das Medikament verliert seine Wirkung.  

Darüber hinaus besteht die Gefahr, dass einige Bakterien gegen mehrere Antibiotika unempfindlich werden: Sie sind multiresistent. Die Verbreitung dieser Erreger kann dazu führen, dass bisher gut behandelbare Erkrankungen lebensbedrohlich werden, da es kaum noch wirksame Antibiotika gibt. Deshalb sollten die Arzneimittel nicht unnötig – beispielsweise bei einer Erkältung oder Grippe – verschrieben werden. 

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Mehr als eine Erkältung: Antibiotika bei Superinfektionen


Es gibt jedoch eine Ausnahme, in der Antibiotika bei einer Erkältung doch nützlich sein können – nämlich im Falle einer bakteriellen Superinfektion. Davon ist die Rede, wenn zusätzlich zu der Virusinfektion noch eine Infektion mit Bakterien hinzukommt. Betroffene merken dies meist daran, dass die Symptome sich nach wenigen Tagen nicht bessern, oder sich sogar verschlimmern.

Typische Folgeinfektionen bei Erkältungen sind zum Beispiel: 

  • Bronchitis (Entzündung der Schleimhaut in den Bronchien) 
  • Mittelohrentzündung 
  • Lungenentzündung 
  • Mandelentzündung 
  • Herzmuskelentzündung 
  • Hirnhautentzündung 

Welches Antibiotikum verschrieben wird, ist von Fall zu Fall verschieden. Unter Umständen nimmt der Arzt vorher Gewebeabstriche oder Blutproben, um den Erreger näher zu identifizieren. Zudem spielen weitere Faktoren wie Erfahrungswerte des Mediziners, der Schweregrad der Krankheit, das Alter des Patienten, bekannte Vorerkrankungen oder Allergien sowie Nebenwirkungen von Substanzen eine Rolle.

In der Regel werden die Medikamente in Form von Tabletten, Kapseln oder als Saft geschluckt. Dann dauert es etwa 0,5 bis 2 Stunden, bis sich auseichend Wirkstoffkonzentration im Blut aufgebaut hat. Das ist bei den meisten bakteriellen Infektionen ausreichend. Muss es besonders schnell gehen oder handelt es sich um eine sehr schwere Infektion (zum Beispiel Lungenentzündung) kann das Antibiotikum auch per Infusion verabreicht werden.9 

Tipps zur Antibiotika-Einnahme!

Halten Sie sich bei der Anwendung von Antibiotika immer strikt an die Anweisungen Ihres Arztes beziehungsweise die Angaben auf der Packungsbeilage, da bei zu niedriger Dosierung das Risiko besteht, dass resistente Erreger überleben. Das heißt:

  • Antibiotika immer zu Ende verwenden (auch wenn es Ihnen bereits vorher besser geht)
  • Keine Selbstverordnung
  • nicht gleichzeitig mit Milch und Milchprodukten einnehmen (Wechselwirkung)
  • Einnahmezeiten beachten, damit der Wirkstoffspiegel konstant bleibt
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Miriam Müller Aufgewachsen in einer Familie aus Krankenschwestern und Journalisten, interessierte sich Miriam Müller bereits sehr früh für die Themen Medizin und Medien. Nach verschiedenen Praktika im journalistischen Bereich – unter anderem bei der Deutschen Welle in Washington D.C. – absolvierte sie erfolgreich ihr Masterstudium Kommunikationswissenschaft an der Otto-Friedrich-Universität in Bamberg. Miriam Müller Medizinredakteurin und Kommunikationswissenschaftlerin kanyo® mehr erfahren
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