Ursachen: Ist die Sommergrippe eine echte Grippe?


Zugegebenermaßen führt der umgangssprachliche Begriff „Sommergrippe“ etwas in die Irre: Tatsächlich ist sie keine echte Grippe, die durch Influenzaviren übertragen wird, sondern ein grippaler Infekt (vor allem verursacht durch Enteroviren), der im Sommer auftritt. Das bedeutet, dass auch die Symptome der Sommergrippe eher denen einer Erkältung gleichen und somit deutlich schwächer sind, als die der richtigen Grippe (Influenza). 

Der Kontakt mit den Viren erfolgt häufig per Tröpfcheninfektion. Niest oder hustet der Erkrankte, fliegen die Krankheitserreger umhüllt von winzigen Speicheltröpfchen bis zu einem Meter durch die Luft.1 Andere Menschen atmen diese anschließend ein und die Viren setzen sich in den Atemwegen fest. 

Zudem ist eine Ansteckung mit einer Sommergrippe über eine Schmierinfektion möglich. Beispielsweise dann, wenn man dem Erkrankten die Hand schüttelt, aus demselben Glas trinkt oder Türklinken, Wasserhähne und andere Gegenstände berührt, die auch die erkältete Person nutzt.  

Die Erreger gelangen dann über die Hand zu den Schleimhäuten von Mund, Augen oder Nase, und von dort in den Körper. Bei einem geschwächten Immunsystem breiten sie sich schnell aus und können krank machen. 

Typische Risikofaktoren für die Entstehung einer Sommergrippe

  • Klimaanlagen und Zugluft: können Schleimhäute austrocknen und auskühlen, was die Abwehrfunktion negativ beeinflusst
  • schwaches Immunsystem: durch Stress, Schlafmangel, unausgewogene Ernährung
  • enge Kontakte: Menschenansammlungen erhöhen das Ansteckungsrisiko
  • Temperaturwechsel: häufige Wechsel zwischen heißer Außenluft im Sommer und klimatisierten Innenräumen belasten das Immunsystem
  • mangelnde Hygiene: beim Kontakt von ungewaschenen Händen mit dem Gesicht, gelangen Erreger leicht von dort in Nase oder Mund

Symptome – welche Beschwerden macht die Sommergrippe?


Bei einer Sommergrippe treten vor allem die typischen Erkältungssymptome auf: 

  • leichtes Fieber (38,1 bis 38,5 Grad Celsius)2 

In einigen Fällen kann es bei einer Sommergrippe zudem zu Magen-Darm-Beschwerden wie Übelkeit und Durchfall kommen  

Im Vergleich zur echten Grippe (Influenza) entwickeln sich die Symptome einer Sommergrippe langsamer und sind schwächer ausgeprägt. Zudem tritt die echte Grippe meist in den Wintermonaten auf. 

Dauer einer Sommergrippe

Die Beschwerden einer Sommergrippe beginnen langsam und können 1 bis 2 Wochen andauern.3 Bestehen sie länger oder tritt Fieber über 39 Grad auf, sollte ein Arzt konsultiert werden. Ansteckend ist die Sommergrippe über den gesamten Zeitraum hinweg, indem Symptome auftreten.

Wie erfolgt die Diagnose der Sommergrippe?


Arzt mit Stethoskop um den Hals zur Diagnose einer Sommergrippe.

Der Arzt führt eine gründliche Anamnese durch, um die Krankheitsgeschichte und Symptome des Patienten zu erheben. Dazu gehören Fragen zu Beginn und Art der Beschwerden oder zum Kontakt zu erkrankten Personen und möglichen Auslösern.  

Anschließend erfolgt eine klinische Untersuchung, bei der der Mediziner beispielsweise in den Rachen und die Ohren schaut, Lymphknoten abtastet sowie die Lunge abhorcht

Zudem ist es wichtig, andere Erkrankungen wie Allergien oder Covid-19 auszuschließen. 

Folgende Symptome unterscheiden sich jeweils: 

Sommergrippe vs. Sommerallergie:  

Allergien gehen oft mit juckenden Augen und häufigem Niesen einher. Normalerweise tritt eine Besserung der Beschwerden ein, wenn der Kontakt mit den auslösenden Stoffen (zum Beispiel Pollen) reduziert wird. 

Sommergrippe vs. Covid-19:  

Bei Covid-19 sind Atemnot, Geschmacks- und Geruchsverlust sowie schwere Atemwegssymptome typisch. Ein PCR-Test kann zur Diagnose des Erregers herangezogen werden. 

Wann Sie mit Sommergrippe einen Arzt aufsuchen sollten:

  • heftige Kopfschmerzen
  • Erbrechen
  • starke Bauchschmerzen
  • Atembeschwerden
  • intensive Erschöpfung
  • hohes Fieber (über 39° C)4

Die Behandlung einer Sommergrippe


Infografik zeigt die Maßnahmen zur Behandlung einer Sommergrippe

Um bei einer Sommergrippe zügig wieder fit zu werden und andere Personen nicht anzustecken, ist es wichtig, die Erkrankung einige Tage zu Hause auszukurieren.5 Gönnen Sie sich Ruhe und sorgen Sie für eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr (etwa 1,5 Liter täglich).6 Gut geeignet sind ungesüßte Tees, stilles Wasser oder Sie mischen stilles Wasser mit Fruchtsäften im Verhältnis 4:1.7 So unterstützen Sie Ihren Körper dabei, festgesetzten Schleim zu verflüssigen und nach außen zu befördern.  

Tipp: Erkältungstee selber machen

Sie benötigen folgende zerkleinerte Zutaten:

  • 20 g Hagebutten
  • 14 g Holunder-, Linden- und Kamillenblüten (jeweils)
  • 11 g Brombeerblätter
  • 10 g Weidenrinde
  • 5 g Hibiskusblüten

Mischen Sie die angegebenen Mengen und übergießen Sie dann 2 Teelöffel davon mit 250 ml kochendem Wasser. Nach 10 Minuten Ziehzeit können Sie den Erkältungstee genießen.8

Zudem ist eine symptomatische Behandlung mit Erkältungspräparaten möglich, mit denen die Beschwerden der Sommergrippe bekämpft werden. Beispielsweise:  

  • fiebersenkende Mittel  
  • Schmerzmittel  
  • Nasenspray  
  • Schleimlöser  
  • Halstabletten  

Gerade bei Atemwegsbeschwerden wie Schnupfen und Husten kann auch die Inhalation mit heißem Wasserdampf und pflanzlichen Zusätzen wie Salbei Linderung bringen. 

Nur in seltenen Fällen werden vom Arzt Antibiotika verschrieben, nämlich dann, wenn eine zusätzliche bakterielle Infektion (Sekundärinfektion) vorliegt. Beispielsweise eine Lungenentzündung, Nasennebenhöhlenentzündung oder Mandelentzündung. Bei normalen viralen Infekten wie der Sommergrippe sind Antibiotika wirkungslos und beeinflussen weder den Verlauf der Krankheit noch können sie Symptome lindern. 

Heilkraft der Natur nutzen

Ausreichend trinken, Nasenspülung – diese Hausmittel bei Erkältung sind hinlänglich bekannt. Doch haben Sie schon einmal etwas vom Ölschlürfen gehört? Und wissen Sie, wie genau man Wadenwickel anlegt?

Sport bei Sommergrippe: Ist das ratsam?


Eine laufende Nase muss nicht unbedingt einen Trainingsstopp bedeuten. Wer sich jedoch schlapp fühlt oder gar Fieber hat, sollte sportlich einen Gang zurückschalten. Die Anstrengung fordert unser Immunsystem zusätzlich (Open Window Effekt). Beispielsweise kann sich so im Rahmen eines vermeintlich harmlosen grippalen Infekts eine ernstzunehmende Herzmuskelentzündung entwickeln.

Infografik die aussagt, dass Sport bei Erkältung (auch einer Sommergrippe) zu einer Herzmuskelentzündung führen kann.

Um nicht ganz auf Bewegung zu verzichten, bietet sich ein Spaziergang an der frischen Luft an. Ist die Sommergrippe überstanden, empfiehlt es sich, lieber langsam wieder mit dem Training zu beginnen, statt seinen Körper sofort wieder zu sportlichen Höchstleistungen zu animieren.

Mit einem robusten Immunsystem der Sommergrippe vorbeugen


Natürlich ist man vor einem grippalen Infekt wie der Sommergrippe nie gefeit. Es gibt aber durchaus Maßnahmen, die die Gesundheit fördern und die körpereigene Abwehr stärken

  • Stress reduzieren: Suchen Sie sich einen Ausgleich, um den Stress im Berufs- und/oder Privatleben für ein paar Stunden hinter sich zu lassen. Wie wäre es mit Meditation, Yoga oder einer Sportart Ihrer Wahl? 
  • Ausgewogene Ernährung: Achten Sie auf eine ausreichende Nährstoffzufuhr. Der Mineralstoff Zink beispielsweise ist wichtig für das Immunsystem. Enthalten ist er unter anderem in Fleisch, Milchprodukten, Weizenkeimen und Nüssen.  
  • Immunstärkende Gewürze: Vor allem Knoblauch, Thymian, Kurkuma und Ingwer haben positiven Einfluss auf unser Immunsystem. Ingwer beispielsweise hat die Eigenschaft, die Abwehrkräfte zu stimulieren.9 Für einen frisch zubereiteten Ingwertee schneiden Sie ein etwa walnussgroßes Stück frischen Ingwer in kleine Stücke und übergießen diesen mit heißem Wasser. Nach 10 Minuten Ziehzeit können Sie den Tee mit einem Stück Zitrone oder einem Löffel Honig verfeinern.10 
  • Eberrautentee: Um das Immunsystem gegen Viren zu “wappnen”, ist es möglich, einen Tee aus Eberraute zuzubereiten. Dazu 1 Teelöffel Eberraute (erhältlich in der Apotheke) mit 1 Tasse kochendem Wasser übergießen. Ziehzeit: 5 bis 10 Minuten.11 
  • Öleinreibungen: Wer auch in den Sommermonaten häufiger fröstelt, kann es mit täglichen Öleinreibungen des ganzen Körpers versuchen, um so die Durchblutung anzuregen und Stress zu reduzieren. Geeignet dafür ist Olivenöl. Weniger geruchsintensiv sind Erdnuss- oder Mandelöl. Der beste Zeitpunkt für die Anwendung ist nach dem Duschen oder Baden. 
  • Ausreichend Schlaf: Die Immunfunktionen leiden unter zu wenig Schlaf beziehungsweise unter einem ständigen Wechsel der Zubettgehzeiten. Versuchen Sie, möglichst täglich zur gleichen Zeit ins Bett zu gehen und 6 bis 8 Stunden zu schlafen.12

Der Sommergrippe vorbeugen können Sie auch, indem Sie auf eine gute Hygiene achten. Waschen Sie sich regelmäßig und gründlich die Hände mit Seife, um eine Schmierinfektion mit Erkältungsviren zu vermeiden. 

Was erwartet uns in Bezug auf die Sommergrippe 2024?

Genau vorauszusehen ist die Sommergrippe 2024 nicht. Jedoch könnte sie aufgrund der kühleren und nasseren Wetterlage intensiver ausfallen. Die niedrigeren Temperaturen beziehungsweise starken Temperaturschwankungen in diesem Sommer sorgen möglicherweise für eine vermehrte Verbreitung von Erkältungsviren.

Häufig gestellte Fragen zur Sommergrippe


Welche Symptome treten bei einer Sommergrippe auf?

Typische Symptome einer Sommergrippe sind Schnupfen, Husten, Schmerzen im Hals, leichtes Fieber und Gliederschmerzen. Zudem können Übelkeit und Durchfall auftreten.

Wie lange dauert eine Sommergrippe?

Die Beschwerden einer Sommergrippe dauern in der Regel 1 bis 2 Wochen an.3 Bestehen die Symptome länger oder kommt es zu Fieber über 39 Grad Celsius, sollte ein Arzt konsultiert werden.

Wie behandelt man eine Sommergrippe?

Die Behandlung der Sommergrippe konzentriert sich auf die Linderung der Symptome: Ausreichend trinken, Ruhe, Inhalationen, Nasenspülungen und gegebenenfalls fiebersenkende Maßnahmen. Bei Infektionen mit Bakterien verschreibt der Arzt meist ein Antibiotikum.

Wie kann man einer Sommergrippe vorbeugen?

Zur Vorbeugung einer Sommergrippe dienen Maßnahmen wie regelmäßiges Händewaschen, die Stärkung des Immunsystems durch eine ausgewogene Ernährung, ausreichend Schlaf und wenig Stress sowie die Vermeidung von plötzlichen Temperaturwechseln.

Ist die Sommergrippe eine echte Grippe?

Nein, die Sommergrippe ist keine echte Grippe. Die Beschwerden der Sommergrippe ähneln eher einer Erkältung (grippaler Infekt) als der schweren Symptomatik einer echten Grippe (Influenza). Zudem wird die Sommergrippe meist durch Enteroviren verursacht, während es bei der echten Grippe Influenzaviren sind.

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Julia Lindert Die Ressortjournalistin Julia Lindert spezialisierte sich während ihres Studiums auf die Themenfelder Medizin und Biowissenschaften. Medizinische Sachverhalte in verständlicher Sprache zu formulieren, ist das, was sie an ihrer Arbeit besonders mag. Ihr Credo in Bezug auf Krankheitsbilder und Therapiemöglichkeiten: Nichts beschönigen, aber auch keine unnötigen Ängste schüren. Julia Lindert Medizinredakteurin kanyo® mehr erfahren
Jana Welsner Zellfunktionen, Organsysteme und Krankheitsbilder – schon lange bevor Jana Welsner ihre Leidenschaft für das Schreiben entdeckte, zog die Funktionsweise des menschlichen Körpers sie in ihren Bann. Nach einer Ausbildung zur Sanitätshelferin und dem Studium des vorklinischen Abschnitts der Humanmedizin entschloss sie sich, Interesse und Leidenschaft zu kombinieren. Seit 2017 arbeitet sie nun bei kanyo® und beschäftigt sich dabei täglich mit dem weiten und spannenden Feld der Gesundheitslehre und Heilkunde. Jana Welsner Medizinredakteurin und Lebensmitteltechnologin kanyo® mehr erfahren
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