Mandelentzündung – alles Wichtige auf einen Blick

  • Symptome: Halsschmerzen, Schluckbeschwerden, Fieber, geschwollene Mandeln, Kopfschmerzen, geschwollene Lymphknoten
  • Ursachen: häufig Viren, aber auch Bakterien (wie Streptokokken) möglich
  • Wann zum Arzt: bei starken Halsschmerzen, hohem Fieber, wiederholten Infektionen oder eitrigem Belag auf den Mandeln
  • Behandlung einer akuten Mandelentzündung: Fieber- und schmerzlindernde Medikamente, Antibiotika bei bakterieller Infektion, Hausmittel (wie Gurgeln mit Salzwasser)
  • Behandlung einer chronischen Mandelentzündung: langfristige Antibiotikabehandlung, Tonsillenverödung oder -entfernung (Tonsillektomie)
  • Vorbeugung: Immunsystem stärken, regelmäßiges Händewaschen, Kontakt mit Erkrankten meiden
  • FAQ

Was ist eine Mandelentzündung (Tonsillitis)?


Ärztin schaut in den Rachen eines Patienten, der womöglich an einer Mandelentzündung leidet.

Eine Mandelentzündung, auch Tonsillitis genannt, ist eine Entzündung der Gaumenmandeln (Tonsillen). Die Gaumenmandeln sind ein Teil des Immunsystems und sitzen jeweils rechts und links im Rachen. Meist wir die Tonsillitis durch Viren oder Bakterien ausgelöst und tritt in zwei Formen auf:  

  • akute Mandelentzündung: plötzliches Auftreten, häufig im Rahmen eines Infekts; heilt meist nach wenigen Tagen ab 
  • chronische Mandelentzündung: wiederkehrende Entzündungen, die über längere Zeit bestehen können 

Charakteristisch für eine akute Entzündung ist die Stärke der Beschwerden. Im Gegensatz dazu zeigen sich die Symptome einer chronischen Tonsillitis meist eher leicht, zum Beispiel durch Schluckbeschwerden, Kratzen im Hals oder unangenehmen Geschmack und Mundgeruch. Durch die wiederholten Entzündungen sind die Gaumenmandeln oftmals vernarbt, was zu einer zerklüfteten Oberfläche führt.  

Ferner wird zwischen einer einseitigen und beidseitigen Tonsillitis unterschieden. Bei einer einseitigen Mandelentzündung sind die Halsschmerzen und Entzündung nur auf einer Seite des Rachens zu finden, während bei einer beidseitigen Tonsillitis beide Mandeln betroffen sind.

Wer ist häufig betroffen?

Mandelentzündungen treten besonders häufig bei Kindern auf, da ihr Immunsystem noch nicht vollständig entwickelt ist. Einige Kinder leiden 4- bis 8-mal im Jahr an einer Tonsillitis.1

Woher weiß man, ob es eine Mandelentzündung ist?


Typisch sind folgende Symptome einer akuten Mandelentzündung: 

  • Rötung und Schwellung der Mandeln (manchmal weißer oder gelber Belag) 
  • Fieber und Abgeschlagenheit 
  • Mundgeruch 
  • geschwollene Lymphknoten am Hals 

Eine akute Mandelentzündung dauert in der Regel zwischen 1 bis 2 Wochen, je nach Ursache und Schwere der Infektion.2 Bei einer chronischen Mandelentzündung können die Symptome über einen längeren Zeitraum bestehen bleiben und immer wiederkehren. Ohne Behandlung kann die chronische Tonsillitis auch zu bleibenden Schäden an den Mandeln führen. 

Gibt es einen Unterschied zwischen viraler und bakterieller Mandelentzündung? 

  • Bei einer viralen Mandelentzündung treten häufig noch Erkältungssymptome wie Schnupfen oder Husten auf.  
  • Liegt der Erkrankung hingegen eine bakterielle Ursache zugrunde, scheiden die Mandeln oft eine eitrige Masse (Stippchen) aus.  

Welche Ursachen hat eine Mandelentzündung?


Eine akute Mandelentzündung kann sowohl viral als auch bakteriell bedingt sein, allerdings kommen Viren häufiger als Ursache infrage. Bei Kindern sind in bis zu 70 Prozent der Fälle ausschließlich Viren die Ursache.2  

Ist die Erkrankung bakteriell bedingt, stecken meist Streptokokken dahinter. Oft tritt eine bakterielle Infektion zusätzlich zu einer bestehenden Virusinfektion auf – in diesem Fall spricht man von einer Superinfektion. Zu einer solchen kommt es in der Regel, da das Immunsystem der Betroffenen bereits geschwächt ist, zum Beispiel durch eine bestehende Erkältung.

Die akute Tonsillitis ist ansteckend und wird meist über Tröpfcheninfektion übertragen: Beim Sprechen, Husten oder Niesen gelangen die Krankheitserreger in die Luft und können von anderen Personen eingeatmet werden. Aber auch eine Schmierinfektion, beispielsweise über kontaminierte Gegenstände wie Türgriffe oder Spielzeug, kommt als Übertragungsweg infrage. 

Entzündete Mandeln: Wann zum Arzt?


Eine Mandelentzündung kann in vielen Fällen von selbst abklingen. Dennoch ist es wichtig, rechtzeitig ärztlichen Rat einzuholen – vor allem, um mögliche Komplikationen zu vermeiden und eine gezielte Behandlung zu ermöglichen. 

Ein Arztbesuch ist besonders dann ratsam, wenn folgende Symptome auftreten: 

  • starke Halsschmerzen  
  • Atem- oder Schluckbeschwerden 
  • hohes Fieber 
  • wiederholte Mandelentzündungen 

Wie erfolgt die Diagnose einer Mandelentzündung?


Mann untersucht einen Rachenabstrich im Labor auf Streptokokken, die ein Auslöser für Mandelentzündungen sind.

Ob eine Mandelentzündung vorliegt, kann der Arzt meist anhand der vorliegenden Symptome feststellen. Ob Viren oder Bakterien die Auslöser sind, zeigt oft ein Blick in den Mund- und Rachenraum: Weiße Beläge oder Eiterstippchen auf den Mandeln sprechen eher für eine bakterielle Infektion. Auch das Abtasten der Lymphknoten am Hals kann Hinweise geben – geschwollene, schmerzhafte Lymphknoten deuten auf eine Entzündungsreaktion hin. 

Ein Rachenabstrich kann bei Verdacht auf eine bakterielle Ursache – vor allem Streptokokken – sinnvoll sein, wird aber nicht routinemäßig bei jedem Infekt gemacht. 

Gut zu wissen!

Bei der Diagnose ist es wichtig, andere Erkrankungen mit ähnlichen Symptomen auszuschließen. Dazu gehören:

Bei länger anhaltenden Beschwerden kann eine chronische Mandelentzündung vorliegen. Typisch sind vernarbte, zerklüftete Mandeln, aus denen sich bei Druck auf den Gaumenbogen Eiter oder Detritus (abgestorbenes Zellmaterial) entleeren lässt. 

In solchen Fällen prüft der Arzt auch, ob sich die Entzündung auf andere Organe wie Herz oder Nieren ausgebreitet hat. Zur Abklärung dienen meist eine Urinuntersuchung (zur Kontrolle der Nierenfunktion) und ein Blutbild (zur Bestimmung von Entzündungswerten und Antikörpern). In einigen Fällen kommen zusätzlich EKG oder Ultraschall zum Einsatz, um die Herzfunktion zu beurteilen.

Wie wird eine akute Mandelentzündung behandelt?


Eine akute Mandelentzündung kann von selbst ausheilen, vor allem wenn sie viral bedingt ist. Die Behandlung zielt daher primär auf die Linderung der Schmerzen und das Vorbeugen von Komplikationen ab.  

Folgende Möglichkeiten gibt es: 

Welche Komplikationen sind möglich? 

Besonders bei Kindern kann eine Mandelentzündung schwerwiegendere Folgen haben, da ihr Immunsystem noch nicht vollständig ausgebildet ist. Wird die akute Mandelentzündung nicht oder schlecht behandelt, sind in einigen Fällen folgende Komplikationen möglich:  

  • Abszessbildung (Peritonsillarabszess), bei der es zur eitrigen Entzündung im Gewebe rund um die Mandeln kommt (häufigste Komplikation) 
  • chronische Mandelentzündung, bei der die Entzündung immer wieder kehrt oder nicht vollständig ausheilt 
  • Ausbreitung der Entzündung auf andere Organe, zum Beispiel Herzmuskelentzündung (Myokarditis), Nierenentzündung (Glomerulonephritis), Gelenkentzündungen (reaktive Arthritis) 
  • Atemprobleme, wenn die Mandeln sehr stark anschwellen und die Atemwege verengen 

Medikamente bei viraler oder bakterieller Tonsillitis

Bei einer viral bedingten Mandelentzündung kommen vor allem fieber- und schmerzlindernde Mittel wie Paracetamol oder Ibuprofen zum Einsatz. In der Apotheke gibt es zudem schmerzstillende Lutschtabletten gegen die Halsschmerzen.

Liegt hingegen eine bakterielle Tonsillitis vor, kann der Arzt darüber hinaus Antibiotika verschreiben. Diese können:2 

  • die Krankheitszeit verkürzen 
  • die Ansteckungsdauer kürzen (spätestens 24 Stunden nach Therapiebeginn ist man nicht mehr ansteckend) 
  • das Risiko für Komplikationen senken 

Da sich die Wirkung der Antibiotika bei einer komplikationslosen Mandelentzündung jedoch in Grenzen hält und zudem Nebenwirkungen wie Magen-Darm-Beschwerden möglich sind, wird häufig auf deren Gabe verzichtet

Wichtig!

Antibiotika sind ausschließlich bei bakteriellen Infektionen sinnvoll. Bei einer viral bedingten Mandelentzündung sind sie wirkungslos.

Hausmittel bei akuter Mandelentzündung

Zwei Tassen Kräutertee: Das Trinken von Salbei- oder Eibischtee gilt als Hausmittel gegen Mandelentzündung.

Unterstützend können folgende Maßnahmen zur Linderung beitragen: 

  • viel trinken (am besten lauwarme Getränke) 
  • Gurgeln mit Salbei- und Eibischtee, alternativ mit Salzwasser 
  • Bonbons lutschen  
  • feuchte Halswickel (warm oder kalt) 

Zusätzlich kann die Inhalation mit Dampf helfen, den Hals zu beruhigen und Schleim zu lösen. 

Wie wird eine chronische Mandelentzündung behandelt?


Bei einer chronischen Mandelentzündung zielt die Behandlung darauf ab, wiederholte Infektionen zu verhindern und das Immunsystem zu entlasten. Zu den Behandlungsmöglichkeiten gehören: 

  • Langfristige antibiotische Behandlungen: In einigen Fällen ist eine längerfristige Antibiotikaeinnahme erforderlich, um die Infektionen zu bekämpfen. 
  • Tonsillenverödung oder Teilentfernung: Diese Verfahren kommen zum Einsatz, wenn die Mandeln regelmäßig entzündet sind, aber ihre Funktion noch erhalten bleiben soll, beispielsweise bei Kindern. 
  • Tonsillektomie (Mandelentfernung): Wenn konservative Maßnahmen nicht ausreichen, kann eine vollständige Mandelentfernung in Erwägung gezogen werden. Weitere Gründe für die vollständige Entfernung können Abszessbildungen oder infektiöse Mononukleose (Pfeiffersches Drüsenfieber, auch: „Kuss-Krankheit“) sein.3  

Die Wahl der Methode sollte immer in Absprache mit einem Facharzt getroffen werden, da jede Behandlung, vor allem die Tonsillektomie, mit Risiken wie Nachblutungen und Schmerzen verbunden ist.  

Funktion der Gaumenmandeln

Die Gaumenmandeln sind ein Bestandteil des Immunsystems und fungieren als erste Abwehrbarriere gegenüber Krankheitserregern, die über Nase oder Mund in den Körper gelangen wollen. Manche Menschen befürchten, dass durch deren Entfernung das körpereigene Abwehrsystem geschwächt wird und sie beispielsweise häufiger an Atemwegsinfekten leiden. Allerdings gibt es bislang keinen wissenschaftlichen Beleg hierfür.4 Sicher ist jedoch, dass die Mandeln für das kindliche Immunsystem wichtig sind – in den ersten Lebensjahren, während der immunologischen Lernphase, sind sie besonders aktiv.

Lässt sich einer Mandelentzündung vorbeugen?


Frau wäscht ihre Hände mit Seife: Gründliche Hygiene kann bei der Vorbeugung einer Mandelentzündung helfen.

Es ist schwierig, einer Mandelentzündung vollständig vorzubeugen. Allerdings gibt es Maßnahmen, um das Risiko für eine Infektion zu senken. Dazu gehören vor allem: 

  • Immunsystem stärken, unter anderem durch eine ausgewogene Ernährung, regelmäßige Bewegung und Stressreduzierung 
  • Hände gründlich waschen, vor allem nach dem Kontakt mit kranken Personen oder öffentlich genutzten Oberflächen wie Türgriffen oder Haltestangen 
  • Luftfeuchtigkeit in Innenräumen erhöhen, vor allem im Winter bei trockener Heizungsluft, beispielsweise durch Luftbefeuchter 
  • direkten Kontakt mit Erkrankten meiden

Häufig gestellte Fragen zur Mandelentzündung


Woher weiß ich, ob ich eine Mandelentzündung habe?

Typische Symptome einer Mandelentzündung sind Halsschmerzen, besonders beim Schlucken, Rötung und Schwellung der Mandeln, Fieber und Abgeschlagenheit. Bei einer bakteriellen Infektion können weiße oder gelbe Beläge auf den Mandeln auftreten.

Wie lange dauert eine Mandelentzündung?

Eine akute Mandelentzündung dauert in der Regel 1 bis 2 Wochen, abhängig von der Ursache (viral oder bakteriell).2 Bei chronischer Tonsillitis können die Symptome jedoch wiederholt auftreten und länger anhalten.

Was hilft bei einer akuten Mandelentzündung?

Bei einer akuten Mandelentzündung kommen meist fieber- und schmerzlindernde Medikamente wie Paracetamol oder Ibuprofen zum Einsatz. Zur Linderung der Beschwerden können unterstützend Hausmittel wie Gurgeln mit Salzwasser, viel trinken und das Lutschen von Bonbons beitragen. Bei bakteriellen Infektionen ist meist eine Antibiotikabehandlung notwendig.

Wann ist eine Mandeloperation bei Erwachsenen sinnvoll?

Eine Mandeloperation (Tonsillektomie) wird in Erwägung gezogen, wenn Erwachsene wiederholt schwere Mandelentzündungen haben, die das Immunsystem belasten. Auch bei häufigen Abszessbildungen oder schwerwiegenden Atemproblemen durch vergrößerte Mandeln kann eine OP sinnvoll sein. Die Entscheidung sollte gemeinsam mit einem Facharzt getroffen werden.

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Tanja Albert Von der Schülerzeitung übers Journalismus-Studium in die Online-Redaktion von kanyo® - Tanja Albert hat das Schreibfieber gepackt. Gemischt mit ihrem Interesse für Ernährungs- und Gesundheitsthemen stürzt sie sich Tag für Tag in die medizinische Recherche - und bringt das Ganze auch in die Sozialen Netzwerke, nämlich als Social Media Managerin. Tanja Albert Medizinredakteurin kanyo® mehr erfahren
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