Erkältung oder Grippe – wo liegt der Unterschied?
Die Begriffe Erkältung und Grippe werden oft synonym verwendet – kein Wunder, denn die Symptome wie Husten, Schnupfen und Abgeschlagenheit können sich ähneln. Dennoch handelt es sich um zwei ganz verschiedene Erkrankungen, die sich anhand von Symptomen, Dauer und Intensität unterscheiden lassen:
- Eine Erkältung (grippaler oder auch viraler Infekt) entwickelt sich meist langsam mit Symptomen wie Schnupfen, Husten und Halsschmerzen. Sie ist weniger intensiv und oft nach wenigen Tagen überstanden.
- Die Grippe (Influenza) hingegen beginnt plötzlich und heftig, meist mit hohem Fieber, starken Gliederschmerzen, Schüttelfrost und extremer Erschöpfung. Zudem kann die Grippe schwerere Komplikationen nach sich ziehen, besonders bei Risikogruppen wie älteren Personen oder Kindern.
Interessant: Coronavirus ist kein Unbekannter
Mit der Entdeckung von SARS-CoV-2, dem Auslöser von COVID-19, rückte die Familie der Coronaviren zunehmend ins Rampenlicht. Dabei handelt es sich aber keineswegs um eine neue Virengruppe: Die Coronaviren wurden bereits in den 1960er Jahren entdeckt und lösen jedes Jahr circa ein Drittel aller Erkältungen aus.2
SARS-CoV-2 hingegen ist eine durch Mutation entstandene Variante, die 2019 erstmals in Wuhan (China) nachgewiesen wurde. Das Virus kann eine milde Verlaufsform oder schwere Folgen mit sich bringen, wobei insbesondere ältere Menschen und Personen mit Vorerkrankungen ein höheres Risiko tragen.
Husten, Schnupfen und Co. – typische Symptome einer Erkältung
Nachdem Sie sich angesteckt haben, kann es etwas dauern, bis ein grippaler Infekt tatsächlich ausbricht. Man spricht von der Inkubationszeit, die bei einem grippalen Infekt zwischen 2 und 14 Tagen liegt.3 Bereits in dieser Phase, wenn noch keine Beschwerden auftreten, sind Sie jedoch ansteckend für andere Menschen.
Oft beginnt die Symptomatik schleichend und der Betroffene merkt kaum, dass eine Erkältung ausbricht. Allgemeines Unwohlsein, Müdigkeit und Kopfschmerzen werden meist noch nicht als anfängliche Anzeichen eines grippalen Infektes wahrgenommen.
Sobald der Körper die Erreger zu bekämpfen versucht, treten beim Menschen die ersten unangenehmen Beschwerden wie ein Kratzen im Hals, Schluckbeschwerden und häufiges Niesen auf.
Typische Krankheitszeichen eines viralen Infekts sind:
- Schnupfen: häufigste Begleiterscheinung einer Erkältung; zeigt sich durch starkes Jucken, Kribbeln, vermehrtes Niesen und die laufende Nase
- Kopfschmerzen: häufig ausgelöst durch eine Nasennebenhöhlenentzündung; zeigen sich durch Druckschmerzen an den Nebenhöhlen sowie Schmerzen bei ruckartiger Bewegung und beim Bücken
- Heiserkeit: zeigt sich durch veränderte Stimmfarbe und häufiges Räuspern
- Halsschmerzen: Schluckbeschwerden, Schmerzen sowie Rötung des Rachens und vergrößerte Lymphknoten
- Husten: je nach Krankheitsstadium ist der Husten trocken (Reizhusten) oder produktiv (mit Auswurf)
- Gliederschmerzen: schleichende oder ziehende Schmerzen in den Armen und/oder Beinen
- Fieber: Erhöhung der Körpertemperatur durch angekurbelten Stoffwechsel; bis 38,5 Grad Celsius möglich
Die Stärke der Beschwerden variiert von Patient zu Patient. Die Symptome heilen unterschiedlich schnell aus und je nach Ausprägung sind verschiedene Behandlungen möglich.
Wie lange dauert eine Erkältung?
Die konkrete Dauer der Erkältung ist individuell und kann nur schwer bestimmt werden. In der Regel sollten sich die Symptome nach 7 Tagen erheblich gebessert haben.4 Schnupfen und produktiver Husten können allerdings noch länger bestehen bleiben.
So entsteht eine Erkältung: Ursachen und Ansteckung
Im Gegensatz zur Grippe, die durch bestimmte Influenza-Viren ausgelöst wird, können für eine Erkältung viele unterschiedliche virale Erreger verantwortlich sein. Zu den häufigsten aus über 200 verschiedenen Virustypen zählen unter anderem Corona-, Adeno- und Rhinoviren.5
Durch die hohe Zahl an auslösenden Viren, erkranken Patienten immer wieder an einem Infekt, an dem sie sich über zwei verschiedene Wege anstecken können:
- Tröpfcheninfektion: Vor allem beim Niesen, Husten oder Sprechen werden die Viren in winzige Wassertröpfchen eingebettet und in der Raumluft weit verteilt. So gelangen sie über die Atmung auf die Schleimhäute gesunder Personen.
- Schmier- oder Kontaktinfektion: Niest ein infizierter Mensch in seine Hand und fasst danach Türklinken, Gegenstände oder Haltestangen in öffentlichen Verkehrsmitteln an, können die Erreger dort haften bleiben und über Hände anderer Menschen in deren Körper gelangen. Auch beim Händeschütteln mit erkälteten Personen werden dort haftende Viren von Hand zu Hand übertragen.
Interessant!
Wir tun es ganz unbemerkt: Beim Nachdenken, wenn wir uns kratzen oder als Ausdruck der Überraschung fassen wir uns ins Gesicht. Wissenschaftler fanden heraus, dass sich der Mensch circa 400 bis 800 Mal täglich mit den Händen im Gesicht berührt.6 Für Krankheitserreger bietet sich so ein Einfallstor, da sie vom Gesicht aus leichter auf die Schleimhäute von Mund und Nase gelangen können.
Manchmal leben Erreger auf den Schleimhäuten, ohne dass ein viraler Infekt ausbricht. Oft wird die Erkältung erst dann ausgelöst, wenn der Körper nach extremen Stresssituationen zur Ruhe kommt (zum Beispiel im Urlaub) oder das Abwehrsystem durch Vorerkrankungen oder Immunschwächekrankheiten ohnehin schon beeinträchtigt ist.
Darüber hinaus kommt es in den kalten Monaten schneller zu einer Infektion mit Erkältungsviren. Das liegt entgegen allen Erkältungsmythen nicht an der Kälte, sondern an der trockenen Heizungsluft. Sie begünstigt die Ansteckung, indem sie die Schleimhäute besonders reizt. Das kann dafür sorgen, dass der Schutz vor Erregern nicht mehr gegeben ist.
Behandlung einer Erkältung: Von Hausmitteln bis zu Medikamenten
Da Erkältungen meist durch Viren verursacht werden, ist eine gezielte Bekämpfung der Erreger in der Regel nicht möglich. Das hat verschiedene Gründe: Unter anderem besitzen Viren keinen eigenen Stoffwechsel, weshalb klassische Medikamente, die auf Stoffwechselprozesse abzielen, bei ihnen nicht wirken. Außerdem mutieren die Erreger häufig und schnell. Dadurch können sie sich den Angriffen des Immunsystems und antiviralen Medikamenten entziehen, was die Entwicklung wirksamer Mittel erschwert.
Dennoch müssen Erkältungsgeplagte nicht tatenlos bleiben. Es gibt verschiedene Behandlungsansätze, um die Beschwerden spürbar zu reduzieren und den Heilungsprozess zu unterstützen. Dazu gehören:
Wann ein Arztbesuch bei einer Erkältung sinnvoll ist
Bei den meisten Menschen heilt eine Erkältung unbehandelt nach circa einer Woche wieder aus.4 Ärztliche Hilfe ist bei einem normalen Verlauf in der Regel nicht nötig. Treten jedoch folgende Krankheitszeichen auf, sollten Sie besser einen Arzt aufsuchen: 7, 8
- Fieber (ab 39 Grad Celsius)
- starke Kopfschmerzen
- Atemprobleme
- Ausschlag
- Husten, der länger als 3 Wochen anhält
Auch wenn die Erkältungssymptome nach einigen Tagen nicht besser werden, ziehen Sie ebenfalls ein Arzt zurate, um eine echte Grippe (Influenza) oder eine Sekundärinfektion mit Bakterien auszuschließen.
Zudem gibt es Risikofaktoren, die den Verlauf und die Dauer der Erkältung erheblich beeinträchtigen können. Wenn Sie sich in einer der folgenden Gruppen wiederfinden, ist es ratsam, baldmöglichst ärztlichen Rat einzuholen:
- Babys und kleine Kinder
- ältere Menschen
- Patienten mit Vorerkrankungen (wie Asthma)
- Personen mit Immunschwächekrankheiten (zum Beispiel AIDS)
Diese Risikogruppen können ein schwächeres Immunsystem haben und daher anfälliger für Krankheiten sein. Auch der Verlauf einer Erkrankung ist hier häufig stärker.
Medikamente zur Linderung von Schnupfen und Co.
Zur Linderung von Erkältungssymptomen wie Schnupfen, Husten oder Halsschmerzen gibt es verschiedene Arzneimittel, die gezielt eingesetzt werden können:
- Nasensprays: Abschwellende Nasensprays erleichtern die Atmung, sollten aber maximal 7 Tage verwendet werden, um Gewöhnung oder Schleimhautschäden zu vermeiden (Nasenspray-Sucht).9 Ersatzweise können Sie auch auf Meerwassersprays zurückgreifen. Diese befeuchten die Nasenschleimhäute, lösen festsitzenden Schleim und unterstützen die natürliche Reinigung der Nase.
- Schmerz- und Fiebermittel: Wirkstoffe wie Paracetamol oder Ibuprofen lindern Kopf- und Gliederschmerzen und wirken zudem fiebersenkend.
- Hustensäfte und Lutschtabletten: Sie beruhigen den Hals, lindern Reizhusten oder fördern das Abhusten von Schleim (je nach Art). Alternativ sind pflanzliche Mittel mit Inhaltsstoffen wie Eukalyptus, Thymian oder Efeu erhältlich.
Darüber hinaus gibt es in der Apotheke Kombipräparate zu kaufen. Dabei handelt es sich um Medikamente, die mehrere Wirkstoffe kombinieren. Da sie unnötige Wirkstoffe enthalten können, Wechselwirkungen riskieren und nicht für alle Personengruppen geeignet sind, sollten diese nur nach Rücksprache mit einem Arzt oder Apotheker eingenommen werden.
Wie sinnvoll sind Antibiotika bei einer Erkältung?
Antibiotika sind bei Erkältungen in der Regel nicht sinnvoll, da diese meist durch Viren verursacht werden, gegen die Antibiotika unwirksam sind. Der übermäßige Einsatz solcher Medikamente kann zudem Nebenwirkungen wie Durchfall oder Hautausschläge hervorrufen und zur Entwicklung von Antibiotikaresistenzen beitragen. Nur bei einer bakteriellen Superinfektion, die zusätzlich zur viralen Erkältung auftritt, kann der Einsatz von Antibiotika gerechtfertigt sein.
Hausmittel: Natürliche Helfer bei einem grippalen Infekt
Vor allem bei leichten Erkältungen empfehlen sich einige Hausmittel zur Linderung der Symptomatik:
- Abschwellende Maßnahmen bei verstopfter Nase sind beispielsweise Dampfinhalationen und Nasenspülungen. Sie erleichtern die Atmung und fördern den Schlaf.
- Hals- und Hustenbeschwerden können mit Süßholzwurzel- und Majoran-Tee gelindert werden. Auch Zwiebelsaft mit Honig sowie Holunder (als Tee oder Saft) lindern Beschwerden.
- Tragen Sie einen Schal oder wenden Sie warme Wickel an, um Halsschmerzen zu lindern.
- Trinken Sie Pelargoniumwurzel-Tee (erhältlich in der Apotheke). Die Auszüge der Afrikanischen Geranie wirken antibiotisch sowie antiviral und vermindern das Anheften der Erreger an die Schleimhaut.10
- Bei Fieber kann die Anwendung eines Wadenwickels zur Senkung der Temperatur helfen. Wichtig ist, dass die Wadenwickel nur angewendet werden, wenn die Füße warm sind, da sonst der Körper zusätzlich belastet wird.
- Hühnersuppe ist bekannt für ihre entzündungshemmende Wirkung und wohltuend bei Erkältungen.
Weitere Tipps, um Erkältungsbeschwerden zu lindern
Neben Medikamenten und Hausmitteln können Sie noch weitere Maßnahmen ergreifen, um die Erkältungssymptome zu lindern. Dazu gehören beispielsweise:
- Ausreichend trinken: Hilft, den Flüssigkeitsverlust durch Schnupfen und Fieber auszugleichen.
- Frische Luft: Regelmäßig kurz lüften, um die Raumluft frisch und feucht zu halten. Das entlastet die Schleimhäute.
- Erholsamer Schlaf: Genügend Schlaf unterstützt die Regeneration.
- Vermeidung von Stress: Entspannungstechniken wie Meditation oder Atemübungen können das Immunsystem stärken.
- Schonung: Ruhepausen und Arbeitsverzicht sind bei Krankheit wichtig für den Heilungsprozess.
Sport beim viralen Infekt: Go oder No-Go?
Sport und Erkältung vertragen sich nicht, insbesondere bei Fieber. Körperliche Anstrengung belastet den bereits geschwächten Körper doppelt, fördert das sogenannte Open-Window-Phänomen und kann Viren zur Ausbreitung im Körper anregen. Im schlimmsten Fall führt dies zu Herzmuskelentzündungen, die Herzrhythmusstörungen oder sogar plötzlichen Herztod verursachen können. Daher ist bei Erkältung strikte Sportpause angesagt.
Lässt sich einer Erkältung vorbeugen?
Ein grippaler Infekt lässt sich nur bedingt vermeiden. Entscheidend ist ein starkes Immunsystem. Wer die körpereigene Abwehr dauerhaft stärkt und sich vor neuen Erregern schützt, kann Erkältungen besser vorbeugen. Doch auch andere Tipps können helfen.
Zu den präventiven Maßnahmen gehören:
- eine ausgewogene, gesunde Ernährung (mit viel Gemüse, Obst und Vollkornprodukten)
- regelmäßige Bewegung an der frischen Luft
- ausreichend Schlaf
- ausreichende Flüssigkeitszufuhr (mindestens 1,5 Liter Wasser oder ungesüßte Tees)11
- Maßnahmen zur Stressvermeidung (zum Beispiel Yoga oder autogenes Training)
- gemäßigter Alkoholkonsum
- Nikotinverzicht
- häufiges und intensives Händewaschen
- Kontakt der Hände mit den eigenen Schleimhäuten (an Auge, Nase oder Mund) vermeiden
Typische Erkältungsmythen: Was ist wahr?
In der kalten Jahreszeit müssen sich viele Menschen mit Schnupfen, Husten und Co. herumschlagen. Verständlicherweise möchten Betroffene die Erkältungssymptome so schnell wie möglich wieder loswerden – um die Behandlung ranken sich jedoch so einige Erkältungsmythen. Welche sind wahr?
- Erkältung in der Sauna ausschwitzen: Ein Saunagang kann das Immunsystem stärken, aber nur, wenn Sie gesund sind. Bei Erkältungssymptomen sollte dieser Tipp vermieden werden, da die Hitze den Körper zusätzlich belastet.
- Warmes Bier gegen Erkältung: Warmes Bier enthält ätherische Öle und Bitterstoffe, die beruhigend wirken können. Jedoch schwächt Alkohol das Immunsystem und entzieht dem Körper Wasser. Daher ist dieses Hausmittel bei Erkältung nicht empfehlenswert.
- Kälte als Ursache für Erkältung: Kälte allein verursacht keine Erkältung; diese wird durch Viren ausgelöst. Allerdings kann Kälte das Immunsystem schwächen und so die Anfälligkeit für Infektionen erhöhen.
- Nase hochziehen oder schnäuzen?: Sanftes Schnäuzen ist besser, da kräftiges Schnäuzen den Druck in den Nasennebenhöhlen erhöht und die Schleimhäute reizen kann. Das Hochziehen des Nasensekrets ist unbedenklich.
- Mit Vitamin C vorbeugen: Eine ausreichende Vitamin-C-Zufuhr ist wichtig für das Immunsystem. Allerdings gibt es keinen eindeutigen Beweis, dass hohe Dosen Vitamin C eine Erkältung verhindern oder deren Verlauf verkürzen.
- Küssen ist tabu bei Erkältung: Beim Küssen können Viren übertragen werden. Allerdings ist das Ansteckungsrisiko geringer als oft angenommen wird, da die Magensäure viele Erreger abtötet. Dennoch sollte man bei akuter Erkrankung vorsichtig sein.
- Antibiotika gegen Erkältung: Antibiotika wirken nur gegen Bakterien, nicht gegen die viralen Erreger einer Erkältung. Sie sind daher bei einer normalen Erkältung unwirksam.
Häufig gestellte Fragen zu einer Erkältung
Eine Erkältung dauert in der Regel 1 Woche.5 Die Symptome können sich jedoch individuell unterschiedlich lang halten, beispielsweise verhält sich Husten meist hartnäckiger und bleibt noch einige Tage länger bestehen.
Es gibt kein Mittel, das eine Erkältung sofort heilt. Dennoch können Ruhe, viel Flüssigkeit, Inhalationen und abschwellende Nasensprays die Symptome lindern. Auch Hausmittel wie Hühnersuppe oder Tee mit Honig unterstützen den Heilungsprozess.
Die Erkältung verläuft meist in drei Phasen: In der Anfangsphase treten erste Symptome wie Kratzen im Hals auf. Danach folgen die Hauptsymptome wie Schnupfen, Husten und Halsschmerzen. In der letzten Phase klingt die Erkältung langsam ab, jedoch können Husten und Schnupfen länger bestehen bleiben.